Gewalt beginnt schon lange vor dem Mord – Mord ist das Ende von Gewalt! Frauen- und Mädchenberatungsstellen schlagen Alarm und fordern mehr Ressourcen für wichtige Präventionsarbeit!
Schon wieder ist ein Frauenmord passiert. Das muss endlich aufhören, so die Vertreterinnen des Netzwerks österreichischer Frauen- und Mädchenberatungsstellen und fordern daher: die Prävention stärker ausbauen, Beratungsangebote bekannt machen und nachhaltig und ausreichend fördern. Denn: Jedes Gewaltverbrechen ist eines zu viel. Es gilt, sie zu verhindern.
Dazu gehört auch, schon früh ein Bewusstsein zu schaffen, bei den Mädchen, Frauen und auch in der Gesellschaft. Denn: „Die Morde sind ja nur die sichtbare Spitze des Eisbergs. Es beginnt oft ganz klein, ‚harmlos‘, von der Gesellschaft geduldet und akzeptiert“, so Margarete Bican, Geschäftsführerin des Vereins sprungbrett für mädchen, die auch feststellt, dass in ihrer Mädchenberatungsstelle Gewalt immer öfter ein Thema ist.
Dabei ist es so: Viele Frauen würden von sich aus gar nicht eine entsprechende Helpline anrufen, weil sie zunächst das, was ihnen widerfährt, gar nicht als Gewalt benennen, vor allem, wenn es um sexualisierte Gewalt in einer Beziehung geht. Oder wenn es um finanzielle Gewalt geht, wenn Frauen von ihrem Partner ökonomisch abhängig sind und der Partner die Frau ständig kontrolliert und sie heftig kritisiert oder sogar misshandelt, weil sie etwa mit dem Haushaltsgeld nicht auskommt. Auch so beginnt Gewalt: Finanzielle Abhängigkeit fördert Gewalt in Beziehungen. Die Lockdowns während der Corona-Krise tragen massiv dazu bei. Angesichts der hohen Arbeitslosigkeit ist zu befürchten, dass Gewalt gegen Frauen und auch gegen Kinder noch weiter steigt – wenn nicht endlich mit starken Maßnahmen gegengesteuert wird.
„Oftmals ist es Frauen erst in der geschützten Atmosphäre einer Beratung möglich, Vertrauen zu einer Frauenberaterin aufzubauen und über die Gewalt in der Beziehung zu sprechen“, so Elisabeth Cinatl, Geschäftsleiterin des Vereins wendepunkt – Frauenberatungsstelle und Frauenhaus Wiener Neustadt. Dasselbe gilt auch für sehr junge Frauen, bei denen sich – in Gewaltbeziehungen aufgewachsen – dann oft das gleiche Muster in ihrer eigenen Beziehung wiederholt. „Frauen- und Mädchenberatungsstellen sind wichtige Säulen im Gewaltschutz und benötigen ausreichende Finanzierung dieser wichtigen Beratungsangebote für Frauen und Mädchen“, so Elisabeth Cinatl die auch eine der Vorstandsvorsitzenden des Netzwerks ist, weiter.
Und ein weiteres Muster tritt klar zu Tage: „Alle Morde, die begangen wurden, haben sich gegen die (Ex)Partnerin gerichtet – Gewalt passiert in der Familie, in den eigenen vier Wänden“, erklärt Margarete Bican, die ebenfalls im Vorstand des Netzwerks, des Dachverbands der Frauen- und Mädchenberatungsstellen ist. Dieses Netzwerk vertritt österreichweit derzeit 59 Einrichtungen, an die sich jährlich weit über 100.000 Frauen und Mädchen wenden.
Es braucht dringend noch mehr Unterstützung der öffentlichen Hand! „Es geht darum, Gewalt vorzubeugen oder schon beim geringsten Anzeichen zu erkennen und abzustoppen“, betont Hannah Steiner, Koordinatorin des Netzwerks und fordert: „Es braucht mehr Ressourcen, mehr Beratung, mehr Aufklärung!“ Daher fordern die Vertreterinnen des Netzwerkes: „Dazu genügt es nicht, da und dort ein gutes kleines Projekt zu machen! Es braucht viel Geld, um längere Zeit flächendeckend Maßnahmen umzusetzen, die sich bereits bewährt haben. In Österreich muss endlich genug Geld zur Verfügung gestellt werden, um Frauen und auch Kinder besser zu schützen – koste es, was es wolle! Es braucht eine Frauenmilliarde!“
Rückfragen: Hannah Steiner, netzwerk@netzwerk-frauenberatung.at, Tel. 01-595 37 60
www.netzwerk-frauenberatung.at
https://www.facebook.com/netzwerkfrauenberatung
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