WEN FINDEST DU ANZIEHEND? GLOSSAR RUND UM DIE THEMEN SEX, GENDER UND IDENTITÄT
Begriffe rund um die Themen Geschlecht, Identität und sexuelle Orientierung
Wie kann ich beschreiben, wie und was ich erlebe und fühle und wer ich bin?
Die Beschäftigung mit der eigenen geschlechtlichen Identität und dem eigenen sexuellen Begehren bringt oft viele Fragen und Unsicherheiten mit sich. Hier findest du einige Begriffe, die Menschen für die Beschreibung ihrer Geschlechtsidentität und ihres Begehrens bisher gefunden haben. Vielleicht können sie dir weiterhelfen und/oder liefern dir Anregungen für neue Überlegungen.
Im deutschen Sprachraum wird manchmal der Begriff „soziales Geschlecht“ dafür verwendet, andere wiederum setzen den Begriff mit Geschlechtsidentität gleich. Der Begriff beschreibt – im Gegensatz zu unserem biologischen Geschlecht den Aspekt unserer Geschlechtsidentität, den wir soziokulturell erworben und verinnerlicht haben. Das sind die sozialen und kulturellen Regeln, Traditionen usw., die das Thema Geschlecht betreffen, mit denen wir aufgewachsen sind und mit und in denen wir tagtäglich leben. Dazu gehören Verhaltensweisen, Rollen, Eigenschaften, Fähigkeiten und vieles mehr, die einer Person aufgrund ihres Geschlechts zugeschrieben und von ihm/ihr erwartet werden („Wir werden nicht als Männer / Frauen geboren, sondern dazu gemacht.“)
das eigene Empfinden und persönliche Zugehörigkeitsgefühl zu einem Geschlecht. Dies ist unabhängig vom körperlichen Geschlecht und der persönlichen sexuellen Orientierung. Manche setzen es gleich mit dem Begriff gender
bezeichnet in der englischen Sprache den Teil unserer Geschlechtsidentität, für den wir im deutschen Sprachraum oft den Begriff „biologisches Geschlecht“ – im Gegensatz zu „gender“ – verwenden
wie sich eine Person selbst sexuell wahrnimmt und empfindet
die sexuelle, romantische und/oder emotionale Anziehung gegenüber anderen Personen
geschlechtslos
eine Person, die weiblich und männlich zugeschriebene Geschlechterrollen (z.B. Aussehen, Benehmen) in sich vereint, so dass die Grenzen zwischen den zwei Geschlechtern verschwimmen und schließlich verschwinden; manche verwenden den Begriff als Beschreibung ihrer Geschlechtsidentität (als „drittes Geschlecht“ oder auch im Sinne von „geschlechtslos“), andere wiederum eher zur Bezeichnung dafür, wie sich eine Person nach außen darstellt
wenig bis kein Bedürfnis nach romantischem / sexuellem Kontakt mit anderen Personen haben
sich zwei Geschlechtsidentitäten zugehörig fühlen; diese können sich abwechseln (genderfluid) oder gleichzeitig nebeneinander bestehen
sich zum weiblichen und zum männlichen Geschlecht sexuell hingezogen fühlen
sich dem weiblichen oder männlichen sozialen Geschlecht zugehörig fühlen, das bei der Geburt zugewiesen wurde
zwischen den Geschlechtern; kritisiert geschlechtsspezifische Kleidung und/oder stellt die Kategorie Geschlecht selbst in Frage
mit einem Körper geboren sein, der den gewöhnlichen (Norm-) Vorstellungen von weiblich oder männlich entspricht; wird als Gegensatz zu „intergeschlechtlich“ verwendet
Im englischen Sprachraum Bezeichnung für alle homosexuell orientierten Menschen, im deutschen Sprachraum eher nur für Männer, die sich zu Männern sexuell hingezogen fühlen; vorwiegend positiv besetzt
sich den vorherrschenden Geschlechterrollen nicht zugehörig fühlen; häufig verwendet als Sammelbegriff für nicht-binäre Geschlechtsidentitäten
Die Normvorstellung der Zweierkategorie Mann/Frau mit hetero-sexueller Orientierung wird als „natürlich“ angesehen und nicht weiter hinterfragt. Andere sexuelle Orientierungen werden als Abweichung (und oft auch als nicht gleichwertig) angesehen.
sich in der Normvorstellung Mann/Frau zum „anderen“ Geschlecht hingezogen fühlen
sich in der Normvorstellung Mann/Frau zum gleichen Geschlecht sexuell hingezogen fühlen
Menschen werden mit einem Körper geboren, der biologisch männliche und weibliche Merkmale bzw. Ähnlichkeiten mit beiden Geschlechtern aufweist (Chromosome, Organe, Hormone, Anatomie); diese Tatsache/Realität stellt (auch) biologisch die Normvorstellung von der Zweierkategorie Mann/Frau in Frage
Adjektiv für eine Frau, die sich sexuell und/oder emotional zu Frauen hingezogen fühlt; als Selbstbezeichnung positiv besetzt; Menschen mit heteronormativen Vorstellungen verwenden es manchmal auch abwertend.
L ESBIAN ⇒ sexuelle Orientierung
G AY ⇒ sexuelle Orientierung
B ISEXUAL ⇒ sexuelle Orientierung
T RANS ⇒ Geschlechtsidentität (gender)
Q UEER ⇒ Identität
I NTER ⇒ Geschlechtsidentität (sex)
A SEXUAL ⇒ sexuelle Orientierung
* ⇒ Platzhalter für weitere (Selbst) Beschreibungen
sich nicht dem Geschlecht Mann oder Frau zugehörig fühlen; eine Geschlechtsidentität außerhalb dieser Zweierkategorie haben
sich zu Personen jeden Geschlechts (pan) bzw. Personen mehrerer, unterschiedlicher Geschlechter (poly) sexuell und/oder romantisch hingezogen fühlen
sich zu Personen jeden Geschlechts (pan) romantisch hingezogen fühlen
Adjektiv für einen Mann, der sich sexuell und/oder emotional zu anderen Männern hingezogen fühlt; als Selbstbezeichnung positiv besetzt; Menschen mit heteronormativen Vorstellungen verwenden es manchmal auch abwertend
manchmal auch MTF (male to female); Mensch, der als Mann geboren/zugeschrieben wurde und sich als Frau empfindet
sich nicht der Geschlechtsidentität zugehörig fühlen, die bei der Geburt zugewiesen wurde
manchmal auch FTM (female to male); Mensch, der als Frau geboren/zugeschrieben wurde und sich als Mann empfindet
Kleines Extra für Neugierige: Vorsilben (kommen aus dem Lateinischen):
„ohne / nicht vorhanden“ und kann dafür verwendet werden, sich von bestimmten Beschreibungen abzugrenzen
„zwei“ und steht hier für Einteilung der Menschen in eine Zweierkategorie z.B. „Mann / Frau“
„diesseits“ des zugewiesenen bzw. sozialisierten Geschlechts
„der/die andere, ungleich“ und steht in der Normvorstellung von Mann/Frau für das jeweils andere Geschlecht
„alle“ und wird verwendet, um der Vielfalt an Selbstbeschreibungen von Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen gerecht zu werden
„viele, mehrere“ und wird verwendet, um der Vielfalt an Selbstbeschreibungen von Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen gerecht zu werden
„von der Norm abweichen/nicht dazu passen“; wird – positiv besetzt – als Sammelbegriff für sexuelle Orientierungen und Geschlechtsidentitäten verwendet, die nicht der heteronormativen Norm entsprechen
„jenseits“ des zugewiesenen bzw. sozialisierten Geschlechts